Charakterisierung

 

Wir vergleichen querterrassierte Weinberge mit Weinbergen in Falllinie in Bezug auf die Biodiversität sowie den ökologischen, weinbaulichen und sozio-ökonomischen Charakteristika.

Biodiversität

Um die Unterschiede in den Artengemeinschaften, der Artenvielfalt und der Individuenzahl zwischen Querterrassen- und Falllinien-Weinbergen zu erfassen, nehmen wir 2018-2020 in 15 Weinbergspaaren Pflanzen, Laufkäfer sowie fliegende Insekten (Bienen und Wespen) nach einem standardisierten Untersuchungsdesign auf. Um gleichzeitig abschätzen zu können, welche Bedeutung die Weinbergsbrachen im Vergleich zu den bewirtschafteten Weinbergen haben, untersuchen wir vergleichend zu jedem der 15 Paare eine nahe gelegene Brachfläche. Das Untersuchungsgebiet erstreckt sich auf beiden Rheinseiten entlang des Mittelrheintals.

Die Erfassung bodenlebender Insekten, v.a. Laufkäfer, erfolgt über Bodenfallen, die wir im Früh- und Spätsommer an unterschiedlichen Positionen in den Weinbergen und Brachen ausbringen. Umweltparameter wie Offenbodenanteil, Vegetationsbedeckung und –höhe werden zusätzlich erfasst.

Als fliegende Insekten untersuchen wir Wildbienen und Wespen mit Hilfe von gelben, weißen und blauen Farbschalen. Diese imitieren die Blütenfarben der Bestäuber und werden innerhalb der Vegetationsperiode mehrmals zur Erfassung aufgestellt. Zusätzlich nehmen wir wichtige Umweltparameter wie Blütendichte, Vegetationsbedeckung und –höhe auf.

Die Diversität und Häufigkeit der Pflanzenarten in den Weinbergen erfassen wir mit Hilfe eines Zählrahmens für die Gassen, den Unterstockbereich und die Böschungsvegetation. In jedem Weinberg werden im mittleren Bereich zwei Mal im Jahr jeweils drei Vegetationsaufnahmen nach diesem Design durchgeführt.

Erosionsschutz und Wasserrückhaltevermögen

Die Wasserführung in querterrassierten Weinbergen unterscheidet sich deutlich von denen der in Falllinie gezeilten Anlagen. Landwirtschaftlich genutzte Terrassen zeigen eine deutliche Reduktion der Oberbodenabwaschung nach Starkregenereignissen aufgrund kürzerer Fließwege und damit verbundenen geringeren Fließgeschwindigkeiten. Niederschlag versickert auf der Gassenplattform und kann dort gehalten werden. Dies ist ein wichtiger Beitrag zum Schutz von umliegenden Oberflächengewässern. Zudem erhöht die Querterrassierung von Weinbergen die Bodenmächtigkeit und das Wasserrückhaltevermögen und schafft somit ein potentiell vergrößertes Durchwurzelungsvolumen des Bodens. Inwiefern eine artenreiche Böschungsbegrünung oder die vergrößerte Terrassenoberfläche den Wasserhaushalt beeinflussen, soll mit Hilfe einer Modellierung untersucht werden.

Weinbauliche Aspekte und Mikroklima

Die Untersuchung von Traubenqualitätsparametern bzw. deren Beeinflussung durch eine horizontale Zeilenorientierung und einer damit einhergehenden Veränderung der Rebenexposition zur Sonne und des Windeinfalls, einer veränderten Bodenmächtigkeit (Wasserspeichervermögen und Nährstoffverfügbarkeit) und einer verringerten Pflanzdichte des Rebbestandes soll erfasst werden. Grundlage bildet hier die Charakterisierung des Mikroklimas mittels Sensortechnik und Modellrechnungen. Ökophysiologische Messungen sollen die Produktivität der Rebe, Traubeninhaltsstoffanalysen die möglichen Unterschiede wertgebender Weininhaltsstoffe durch eine Querterrassierung im Vergleich zur Falllinienbepflanzung aufzeigen und mögliche Handlungsoptionen für die Praxis zur Verfügung stellen.

Rebengesundheit

Das veränderte Mikroklima der Rebe durch breitere Zeilenabstände im Querterrassenweinberg und die veränderte Sonnen- und Windexposition können den Gesundheitszustand der Rebe beeinflussen. Eine zügige Abtrocknung der Trauben und der Laubwand unterstützt die Bemühungen des Winzers bzw. der Winzerin hochwertige Trauben zu erzeugen und das Ertragsniveau zu halten. Daher wird untersucht, welchen Einfluss die veränderte Hanggeometrie auf z.B. die Primärinfektion des Falschen Mehltaus Plasmopara viticola über den Splash-Effekt oder die Befallshäufigkeit/-stärke des Graufäuleerregers Botrytis cinerea hat.